Bedrohte Atlantikströmung AMOC
Die Nordatlantikströmung, die Nordeuropa wärmt, wird schwächer, eine Katastrophe droht.

Die Atlantische Meridionale Umwälzbewegung (AMOC) ist ein zentraler Bestandteil des globalen Klimasystems. Sie ist eine großräumige Meeresströmung, die warmes, oberflächennahes Wasser aus den Tropen nach Norden transportiert, insbesondere in den Nordatlantik. Dort kühlt das Wasser ab, wird dichter und sinkt in die Tiefe, um als kalte Tiefenströmung zurück nach Süden zu fließen.

Dieser Prozess wirkt wie eine gigantische Pumpe und reguliert das Klima, indem er Wärme zwischen verschiedenen Regionen der Erde verteilt. Ohne die AMOC wäre das Klima in Europa deutlich kälter, während die Tropen stärker aufheizen würden.

Die AMOC ist jedoch anfällig für Störungen. Zum Beispiel kann ein verstärkter Eintrag von Schmelzwasser aus Grönland und anderen Regionen die Salinität und Dichte des Meerwassers reduzieren, wodurch die Strömung geschwächt wird. Wissenschaftler warnen, dass eine Abschwächung oder gar ein Zusammenbruch der AMOC gravierende Folgen für das globale Klima hätte, darunter extremere Wetterbedingungen und massive Auswirkungen auf Ökosysteme und Landwirtschaft.

AMOC

Eis ist für das Lebewesen Mensch ein lebensfeindliches Element. Das Überleben der Menschheit hingegen hängt paradoxerweise vom Eis ab. Wir leben aktuell in einer „Kühlhaus“-Welt mit permanent gefrorenen Polkappen. Der Mensch, als Kind der Eiszeiten, hat sich an eine Welt angepasst, die von Kälte geprägt ist. Die letzten 12.000 Jahre waren von einem außergewöhnlich stabilen Klima, was die Grundlage für unsere Zivilisation bildete.

Doch diese stabile Phase, das Holozän, neigt sich nun dem Ende zu, und wir treiben diesen Wandel aktiv voran. Schon jetzt ist es auf der Erde heißer als jemals zuvor in der Geschichte der menschlichen Zivilisation.

Europas natürliche „Heizung“ schwächelt

Das Klimasystem der Erde ist äußerst komplex, mit zahlreichen Wechselwirkungen, die wir erst in den letzten ein bis zwei Jahrhunderten zu verstehen begonnen haben. Ein zentrales Element dieses Systems ist die Nordatlantische Umwälzbewegung (AMOC – Atlantic Meridional Overturning Circulation), die oft fälschlicherweise als „Golfstrom“ bezeichnet wird. Diese Meeresströmung transportiert warmes Wasser aus den Tropen entlang der Ostküste Nordamerikas bis nach Europa. Dort kühlt das Wasser ab, sinkt in die Tiefe und fließt zurück nach Süden. Ohne diese Zirkulation wären die Temperaturen in Europa deutlich kälter. Denkt man an die aktuelle Klimaerwärmung, hört sich das im ersten Augenblick gut an. Doch mit deutlich, ist wirklich deutlich und bedrohlich gemeint.

Alarmierende Anzeichen, wenig Aufmerksamkeit

Die Anzeichen für eine Abschwächung der AMOC nehmen rapide zu. Studien zeigen, dass sie so schwach ist wie seit 1.000 Jahren nicht mehr und seit Mitte des 20. Jahrhunderts um 15 bis 20 Prozent nachgelassen hat. Trotz zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen zu diesem Thema bleibt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gering. Dabei ist die Situation besorgniserregend: Der Rückgang der AMOC steht im Zusammenhang mit dem massiven Eisverlust in Grönland und Kanada. Seit 2002 hat Grönland über 5.600 Gigatonnen Eis verloren, das seither als Süßwasser in den Atlantik fließt. Dieses verdünnt das salzhaltige Meerwasser, wodurch es weniger dicht wird und langsamer absinkt – ein Schlüsselprozess der AMOC.

Prognosen gehen davon aus, dass die AMOC bis 2060 um 30 Prozent schwächer werden könnte. Doch eine aktuelle Studie warnt, dass dies bereits um 2040 geschehen könnte.

Eisberg in der Sonne

Konsequenzen für Klima und Ökosysteme

Ein Zusammenbruch der AMOC hätte gravierende Auswirkungen: Europa müsste mit härteren Wintern rechnen, während die Tropen unter extremer Trockenheit leiden. Auf der Südhalbkugel könnten die Sommer wärmer und feuchter werden. Diese Veränderungen kommen zu einer bereits eskalierenden Klimakrise hinzu, mit katastrophalen Folgen für Landwirtschaft, Wetterextreme und globale Stabilität.

Ignorierte Gefahr

Die politischen und gesellschaftlichen Debatten blenden dieses Szenario weitgehend aus, obwohl die Risiken enorm sind. Gleichzeitig blockieren Staaten wie Saudi-Arabien bei Klimakonferenzen den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, der essenziell wäre, um die Klimakrise einzudämmen.

Paradoxe Effekte

Die AMOC-Abschwächung sorgt heute für längere und intensivere Hitzewellen in Europa. Sollte die Strömung allerdings komplett versiegen, könnten sich Kälteblasen im Atlantik ausdehnen, was in Europa zu kühleren Temperaturen und gravierenden landwirtschaftlichen Problemen führen würde. Einige Länder, wie Großbritannien, investieren bereits Millionen in Frühwarnsysteme. Der Rest Europas, und auch Deutschland, scheint das Problem zu ignorieren.

Verantwortung und Handlungsbedarf

Ein schneller Umstieg auf erneuerbare Energien und die Reduktion von Emissionen ist unabdingbar. Stattdessen setzt man in der deutschen Politik auf Lösungen wie Kernfusion, die erst in Jahrzehnten greifen könnten – falls überhaupt. Diese Ignoranz gegenüber den Risiken ist nicht nur kurzsichtig, sondern gefährlich. Die Klimakrise ist keine Bedrohung einer fernen Zukunft, sondern eine akute Herausforderung der nächsten Jahrzehnte.

Warnung